Inez van Lamsweerde, "Photographs" - [dieses Buch erscheint anlässlich der Ausstellung Inez van Lamsweerde - "Photographs", Deichtorhallen Hamburg, November 19, 1999 - February 28, 2000]

Häftad bok. Schirmer/Mosel. 1999. 49 sidor.

Nära nyskick. Inez van Lamsweerde gehört zu den bekanntesten Vertreterinnen des Crossover. Ihr Spielfeld liegt dort, wo sich Mode und Kunst treffen. Bekannt geworden ist die Niederländerin, die an der Kunsthochschule Amsterdam Modefotografie studierte, durch digital bearbeitete Hochglanzporträts. Bilder, die durch eine irritierende Mischung aus Attraktivität und Absonderlichkeit von sich Reden machten. Ihre männlichen Modelle befreite sie per Mausklick von den Bartstoppeln und versah sie mit manikürten Frauenhänden. Die weiblichen Protagonistinnen blicken uns bronzefarben geschminkt oder mit Madonnengesicht, unter dem grellrot lackierte Nägel an gefalteten Händen leuchten, entgegen.
Arbeiten wie diese gehören zu den Serien "Final Fantasy" und "Thank you Thighmaster" (beide 1993), mit denen Lamsweerde Anfang der 90er Jahre Furore gemacht hat. In ihnen schafft die Künstlerin ein eigentümliches Universum. Die von ihr Porträtierten erwecken den Eindruck von bisexuellen, geklonten Wesen, wie sie Michel Houellebecq im Postscript zu seinem Roman Elementarteilchen als Zukunftsvision vorschweben. Allerdings erzeugt Lamsweerde mit diesen Arbeiten eher die bedrückende Atmosphäre eines Albtraums als eine paradiesische Szenerie. Während sie diese Serien als kompromisslosen Kommentar zu ihrer Arbeit in der Glamour-Welt der Mode versteht, sind ihre jüngeren Fotografien sehr persönlich und haben geradezu spirituellen Charakter. In "Me" (1998) fotografierte sie Freunde und Verwandte. Eigentlich handelt es sich dabei aber um Selbstporträts, erklärt sie in dem den Band einleitenden Interview: "Es sind Bilder von mir, aber auch Projektionen meines Selbst auf mir nahe stehende Menschen." Metaphernreiche Inszenierungen wie "The Widow" (1997) und "Hannelore (Postgrunge)" (1998) erinnern dagegen an barocke Allegorien.

Der bei Schirmer/Mosel erschienene Band präsentiert sich als großformatiges Portfolio, das durch seine kunstvolle Gestaltung für die Fotografien Lamsweerdes einen adäquaten Rahmen abgibt. Auch als ein Beispiel gelungener zeitgenössischer Buchkunst ein attraktives und begehrenswertes Objekt! --Doris Lösch